Marco und Ines Winkler, beide etwa Mitte Dreißig, sind
stolze Besitzer ihres ersten Eigenheims. Aus dem Norden Deutschlands sind sie
mit ihrer vierjährigen Tochter Emilia in die neue Wohnsiedlung „Auf Mons“ in
den Süden gezogen. Neue Arbeitsstellen haben sie ebenfalls bereits gefunden.
Arno Strobel spielt in seinem Thriller „Welcome Home“ nicht nur mit den Nerven
diesen Paares, sondern auch mit denen seiner Leserschaft. Denn zu Recht trägt
das Werk den Untertitel „Du liebst dein neues Zuhause. Hier bist du sicher.
Oder?“ In der Erstauflage ist das Buch mit einem lentikulärem Wechsel-Motiv ausgestattet,
das beim Kippen ein blutiges Messer auf der Fußmatte enthüllt. Ob es sich dabei
vielleicht um die Tatwaffe handeln könnte?
Arno Strobel greift erneut ein Thema auf, dass viele Lesende
nachvollziehen können: den Wunsch nach den eigenen vier Wänden. Marco und Ines
sind mit der Verwirklichung ihres Traums nicht allein. Bei ihrem Einzug ist
bereits etwa die Hälfte der dreißig Häuser der Siedlung bewohnt, sodass zahlreiche
Nachbarn in die Handlung eingebunden sind. Um die Übersicht zu erleichtern, findet
sich auf dem vorderen Vorsatz eine übersichtliche Skizze.
Es ist kalt im November. Auf einer Runde durch das Viertel, ist
nur hier und da ein Licht zu sehen, was der Erzählung eine düstere Stimmung
verleiht. Nur kurze Zeit nachdem Ines und Marco ihr Haus bezogen haben geschieht
nebenan ein Mord. Ines könnte die Täterin oder den Tätern sogar vom Fenster aus
gesehen haben. Schon zuvor hatten sie und ihr Mann in merkwürdige Vorkommnisse
im Haus bemerkt. Außerdem kursiert das Gerücht, in der Siedlung gingen Geister
um. Das Gefühl der Sicherheit schwindet und an seine Stelle tritt eine
wachsende Unruhe, ob der Täter erneut zuschlagen wird und ob sie selbst in
Gefahr sind.
Bis etwa zur Mitte der Geschichte steigt die Spannungskurve
beständig an. Mehrere Figuren geraten in den Fokus, die sich durch markantes
Verhalten oder denkwürdige Aussagen verdächtig machen. Dann stagnieren jedoch
die Ermittlungen und damit zunächst auch die Spannung. Gezielt weckt der Autor
dann zunehmendes Misstrauen zwischen den Bewohnern, bis man nicht mehr weiß,
wem man überhaupt noch trauen kann.
Die kurzen Kapiteln werden unregelmäßig von kursiv gesetzten
Einschüben unterbrochen, wie üblich in den Thrillern von Arno Strobel. Diesmal
erhält man dadurch einen Einblick in die Tragödie einer unbekannten Person,
aber später kann man auf diese Weise das Leid eines Opfers nachempfinden. Gegen
Ende steigt die Spannungskurve nochmals an und offenbart den bis dahin gut verborgenen
Mörder. Sein schnell abgehandeltes Motiv konnte mich jedoch nicht vollständig
überzeugen.
Rätselhafte Figuren, eine seltene Erkrankung und das beunruhigende
Eindringen in Häuser bilden die Zutaten für den Thriller „Welcome Home“ von
Arno Strobel, der zwar gelungen ist, jedoch spannungsmäßig nicht ganz an andere
Werke des Autors heranreicht. Thriller-Fans können sich dennoch auf eine
fesselnde Lektüre freuen, für die ich gerne eine Leseempfehlung gebe.