Sonntag, 9. November 2025

Rezension: Die Spur der Vertrauten von Christelle Dabos


Die Spur der Vertrauten
Autorin: Christelle Dabos
Übersetzerinnen: Amelie Thoma & Nadine Püschel
Hardcover: 640 Seiten
Erschienen am 8. Oktober 2025
Verlag: FISCHER Sauerländer
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Goliath ist ein Schützer. Wenn sich innerhalb seiner Reichweite jemand in Gefahr befindet, dann kann er nicht umhin, einen Rettungsversuch zu starten. Inzwischen hat er zehn Leben gerettet, im Gegenzug sind seine Arme inzwischen durch Prothesen ersetzt. Doch nur wer vor der Volljährigkeit elf Leben rettet ist ein Tugendhafter und kann den Weg der Heiligung einschlagen. Goliath läuft die Zeit davon. Als er davon hört, dass mehrere junge Erwachsene spurlos verschwunden sind, weiß er: Diesen Fall muss er lösen, dann hat er genug Leben auf seinem Konto. Bei seinen Nachforschungen begegnet ihm die Vertraute Claire. Zunächst widerwillig tun die beiden sich zusammen, ohne zu ahnen, dass ihr Handeln bald von Bedeutung für den gesamten Kontinent sein wird.

Ich habe die Spiegelreisenden-Reihe der Autorin sehr gerne gelesen und mich daher auf ein neues Buch aus ihrer Feder geschmückt. Erneut beweist Christelle Dabos, dass sie großartiges Worldbuilding betreiben kann. Ich fand die Idee der verschiedenen Talente, die innerhalb einer individuellen Reichweite erzwungenermaßen zugunsten des Wir ausgeübt werden müssen, spannend. Dabei gibt es nicht nur Dinge wie reparieren, rechnen oder zuhören, sondern so ziemlich alles. Die Autorin weiß das geschickt einzusetzen, um im Handlungsverlauf immer wieder für Überraschungen zu sorgen.

Schnell hatte ich mich in die Welt der durchs Wir gesteuerten Instinkte eingefunden und war mittendrin in einem spannenden Kriminalfall. Doch dabei bleibt es nicht. Die Geschichte zieht bald sehr viel größere Kreise. Ein schwerwiegendes Geheimnis ruft verschiedene Parteien auf den Plan, die schon zahlreiche Leben gerettet haben und gleichzeitig bereit sind, über Leichen zu gehen. Die Geschichte ist temporeich und spannend, die Überlegungen rund um das Handeln im Wohl des Wirs haben aber auch durchaus philosophische Züge. Zum Ende hin fand ich das Handeln einiger Personen zu naiv und ich hätte mir im Hinblick auf die Ursprünge der Instinkte noch mehr Aufklärung gewünscht. Insgesamt konnte mich die Geschichte wirklich gut unterhalten, weshalb ich sie gerne weiterempfehle.


Freitag, 7. November 2025

Rezension: Die kleine Rittereule feiert Weihnachten von Christopher Denise


Die kleine Rittereule feiert Weihnachten
Autor: Christopher Denise
Übersetzer: Uwe-Michael Gutzschhahn
Pappbilderbuch: 24 Seiten
Erschienen am 29. Oktober 2025
Verlag: FISCHER Sauerländer
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Die kleine Rittereule freut sich gemeinsam mit Früher Vogel auf Weihnachten. Es werden Plätzchen gebacken, Geschenke verpackt, Weihnachtslieder gesungen, im Schnee gespielt und natürlich wird der Baum geschmückt. Auch die Freunde der beiden sind mit dabei. Am Ende heißt es dann: Frohe Weihnachten!

Das Buch ist mein erstes von der kleinen Rittereule und mit seinen dicken Pappseiten super für die kleinen Hände meines Sohnes geeignet. Er war sofort schockverliebt in die liebevollen Zeichnungen. Eigentlich wollte ich es nur ein paarmal mit ihm lesen und dann noch mal für ein paar Wochen auf Seite packen. Doch er hat es gleich zu seinem neuen Favoriten erkoren und damit die Vorbereitung auf die Weihnachtszeit eingeläutet.

Auf den einzelnen Seiten steht nicht viel Text, sondern wir sehen Rittereule und Früher Vogel bei den Weihnachtsvorbereitungen mit ihren Freunden. Die Bilder, auf denen die beiden gemeinsam mit den Drachen Schlitten fahren und den Baum schmücken, schaut sich mein Sohn am allerliebsten an. Die Geschichte vermittelt die Nachricht, dass das schönste an Weihnachten die gemeinsam verbrachte Zeit mit denen ist, die man gern hat. Ich kann dieses schöne Pappbilderbuch für die Weihnachtszeit mit den Kleinsten wärmstens weiterempfehlen!


Montag, 3. November 2025

Rezension: Tote Seelen singen nicht von Jussi Adler Olsen, Line Holm und Stine Bolther

 


Rezension von Ingrid Eßer

Titel: Tote Seelen singen nicht
Autoren: Jussi Adler Olsen, Line Holm und Stine Bolther
Übersetzerin aus dem Dänischen: Friederike Buchinger
Erscheinungsdatum: 01.10.2025
Verlag: Penguin (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband
ISBN: 9783328603450
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Der dänische Autor Jussi Adler Olsen hatte die Fälle des Sonderdezernats Q zunächst auf zehn Bände ausgelegt. Etwas mehr als ein Jahr nach dem Erscheinen des zehnten Teils „Verraten“ wird die Serie jedoch mit dem Thriller „Tote Seelen singen nicht“ fortgeführt, allerdings sind nun auch Line Holm und Stine Bolther als Autoren verantwortlich. Beide haben Erfahrung im gemeinsamen Schreiben von Kriminalromanen und sind bisher erfolgreich mit mehreren Titel rund um die Polizeihistorikerin Maria Just, die ebenso wie das Sonderdezernat Q in Kopenhagen ermittelt.

Das Autoren-Trio verschafft den Lesenden einen Vorsprung in Bezug auf das Motiv, denn im Prolog wird eine Begebenheit aus dem Jahr 1989 geschildert, bei der mehrere Kinder eines Internats für Gesangstalente einen Mitschüler mobben. Die Folgen des feindseligen Verhaltens reichen bis in die Gegenwart.

Die Mitarbeiterin eines kommunalen Angebots für Demenzkranke entdeckt zufällig eine nie bearbeitete Nachricht auf dem Anrufbeantworter einer früheren Kollegin, in der jemand verzweifelt um Hilfe bittet. Aus den Medien weiß sie von Carl Morck, dem früheren Leiter des Sonderdezernats Q, der seit drei Jahren nur noch als Berater auf Honorarbasis für das Kommissariat tätig ist und ansonsten Kriminalromane schreibt. Carl bringt den Fall zu Assad und Rose, die sich gerade mit einer neuen Kollegin arrangieren müssen. Helena Henry war bisher bei der Kriminalpolizei in Lyon im Bereich Organisiertes Verbrechen tätig. Das Sonderdezernat soll für sie nur eine vorübergehende Lösung sein. Während sie versucht, sich im neuen Job zu bewähren, hadert Rose mit der Vorgehensweise von Helena.

Assad bemerkt durch Zufall Narben auf Helenas Schulterblatt. Sie schweigt sich jedoch über ihr Privatleben aus. Im Laufe der Geschichte wird es zu einem Running Gag, dass beide mit der dänischen Sprache kleine Verständnisprobleme haben. Der aus Syrien stammende Ermittler hat zudem familiäre Sorgen, denn seine älteste Tochter möchte einen Beruf ergreifen, der ihm missfällt. Die stets resolut auftretende Rose hingegen ist verärgert, weil Terje Ploug, der neue Chef der Kriminalpolizei Kopenhagen, sie über Helenas Hintergrund im Dunkeln lässt. Es ist lediglich zu erfahren, dass sie bereits einige Erfolge verzeichnen kann. Eigene Recherche erweisen sich als schwierig. Zusätzlich kämpft Rose mit gesundheitlichen Problemen. Der Teamgeist des Sonderdezernats ist brüchig, vor allem weil es am Vertrauen in Helenas Kompetenz fehlt. Es ist also ausreichend für Konfliktpotential außerhalb der Fallermittlungen gesorgt.

Von Beginn an wird Spannung aufgebaut, die sich bis zum Ende stetig steigert, denn die ehemaligen Internatsschüler müssen sich zunehmend mit den Konsequenzen ihrer damaligen Tat auseinandersetzen. Als der Zeitdruck wächst, zeigen alle Ermittelnden noch einmal ihre Stärken. Ein Stück weit lüftet das Autoren-Trio das Geheimnis um Helenas Vergangenheit. Es fehlen jedoch noch weitere Details, so dass ich nun auf eine baldige Fortsetzung hoffe.

Mit dem Thriller „Tote Seelen singen nicht“, dem elften Fall für das Cold Case Dezernat der Kopenhagener Polizeibehörde, liefern Line Holm und Stine Bolther gemeinsam mit Jussi Adler-Olsen einen fesselnden Thriller, der den bisherigen Bänden in nichts nachsteht. Die Aufklärung erweist sich als komplex und die Verstrickungen der einzelnen Taten sind weitreichender, als es zunächst den Anschein hat. Mit Helena Henry wird dem Sonderdezernat Q eine neue Ermittlerin zugewiesen, über deren Vergangenheit ein dunkles Geheimnis liegt, was für zusätzliche Neugier sorgt. Ich empfehle das Buch allen Fans ungelöster Kriminalfälle, die neu aufgerollt werden. Für Anhänger von Carl Morck ist der vorliegende Triller ein Must-Read.

Sonntag, 2. November 2025

Jetzt schon? Schlummerzeit für kleine Tiere von Annette Moser und Sonja Schweiger


Jetzt schon? Schlummerzeit für kleine Tiere
Autorin: Annette Moser
Illustratorin: Sonja Schweiger
Pappbilderbuch: 16 Seiten
Erschienen am 29. Oktober 2025
Verlag: Penguin Junior
Link zur Buchseite des Verlags

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Max Meise, Ella Eichhörnchen, Samu Siebenschläger und Franzi Fuchs haben den ganzen Tag gespielt. Doch dann wird es Abend und damit Zeit, schlafen zu gehen. Einer nach dem anderen wird von einem Elternteil nach Hause gerufen – ins Nest, in den Kobel, in die Baumhöhle und ins Wurzelbett. Erst murren die vier – Jetzt schon? – doch dann sind sie bald eingeschlafen und freuen sich auf den nächsten Tag.

Dieses Pappbilderbuch beginnt mit einer hellen, heiteren Szene, in der die vier kleinen Freunde Verstecken spielen. Auf jeder Seite wird es dunkler, womit schön signalisiert wird, dass es nun an der Zeit ist, schlafen zu gehen. Nacheinander wird jedes Kind mal von Mama, mal von Papa nach Hause gerufen und kuschelt sich in sein Bett. 

Die vier Doppelseiten, auf denen die Tiere ins Bett gehen, sind vom Text her und optisch sehr ähnlich aufbereitet. Dadurch wird gelungen signalisiert: Jeder muss ins Bett, wenn es dunkel wird! Auf den letzten zwei Doppelseiten sieht man dann erst alle aus der Ferne und dann aus der Nähe schlummern. Der Text ist mal in Reimform und mal normal geschrieben, was mich etwas im Vorlese-Fluss stört. Mal liest man mit und dann wieder ohne Rhythmus. Die weichen Zeichnungen gefallen mir sehr gut und machen gemeinsam mit der Geschichte den Kleinsten Lust, das Buch immer wieder als Einschlafgeschichte auszuwählen.

Mittwoch, 29. Oktober 2025

Rezension: Der Sohn und das Schneeflöckchen von Vernesa Berbo

 


Rezension von Ingrid Eßer

Titel: Der Sohn und das Schneeflöckchen
Autorin: Vernesa Berbo
Erscheinungsdatum: 04.09.2025
Verlag: Frankfurter Verlagsanstalt (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband
ISBN: 9783627003319

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Im April 2022 steht in Berlin ein Kriegsverbrecher vor Gericht, dem vorgeworfen wird, während der Belagerung Sarajevo in den 1990er Jahren Gräueltaten begangen zu haben. Suade genannt Dada, ist Mitte vierzig und arbeitet in diesem Prozess, wie schon in vielen zuvor, als Übersetzerin. Vor dreißig Jahren floh sie selbst aus der heutigen Hauptstadt Bosnien-Herzegowinas. Bis heute weiß sie nicht, ob ihre Eltern und ihre ältere Schwester Dijana den Krieg überlebt haben, weil sie im Streit gegangen ist.

Ihre Gedanken kehren zurück in den März 1992, als Bosnien seine Unabhängigkeit von Jugoslawien erklärte und kurz darauf Sarajevo besetzt wurde. Was damals und in den folgenden Monaten geschah, erzählt Vernesa Berbo in ihrem Debütroman „Der Sohn und das Schneeflöckchen“. Die vom Vater liebevoll vergebenen Spitznamen der Schwestern sind dabei titelgebend.

Die Autorin lebte während des Jugoslawienkriegs selbst eine Zeit lang in Sarajevo und floh, wie Dada, 1993 nach Berlin. Dieser biografische Hintergrund verleiht ihren Schilderungen besondere Authentizität. Sie beschreibt eindringlich die Teilung der Stadt, die jahrelang für ihre Toleranz und religiöse Vielfalt bekannt war. Mit dem Beginn des Krieges ging ein tiefer Riss durch die Gesellschaft. Der Konflikt wurde mit brutaler Härte geführt. Scharfschützen bedrohten das Leben der Bewohner, so dass es gefährlich war, sich im Freien aufzuhalten. Für feinfühligere Leserinnen und Leser können die Beschreibungen belastend sein, ein Hinweis auf Trigger fehlt jedoch im Buch.

Die Erinnerungen von Dada werden in einer auktorialen Erzählperspektive wiedergegeben, während Dijana das Erlebte aus der Ich-Perspektive schildert. Zu Beginn des Krieges sind die Schwestern fünfzehn beziehungsweise achtzehn Jahre alt. Sie genießen ihre Jugend, amüsieren sich mit Freunden und verlieben sich. Doch mit den Kämpfen wächst ihre Wut darüber, nichts zu einem Ende der Gewalt beitragen zu können. Menschen aus ihrem Umfeld stehen ihnen plötzlich als Feinde gegenüber. Beide finden sehr unterschiedliche Wege, sich dem entgegenzustellen. Aber an die ständig drohenden Angriffe gewöhnen sie sich nie.

In ihrem Roman „Der Sohn und das Schneeflöckchen“ zeigt Vernesa Berbo eindrücklich die Realität der Zivilbevölkerung in einer umkämpften Stadt und das auch noch Jahrzehnte später verbleibende Trauma. Sie richtet ihren Fokus besonders auf die Frauen, die versuchen, den Alltag mit ihren Kindern weiterzuführen, jedoch ständig von Gewalt bedroht sind. Diese berührende Geschichte bleibt im Gedächtnis. Ich empfehle sie all jenen, die sich mit dem Krieg und dessen Folgen auseinandersetzen möchten.

Freitag, 24. Oktober 2025

Rezension: Dius von Stefan Hermans

 


Rezension von Ingrid Eßer

Titel: Dius
Autor: Stefan Hermans
Übersetzerin aus dem Niederländischen: Ira Wilhelm
Erscheinungsdatum: 22.10.2025
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 9783257073560
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Es sind die 1980er Jahre. Anton ist Dozent an der Kunsthochschule und arbeitet gerade an seiner Doktorarbeit. Eines Tages klingelt einer seiner Studenten, Egidius de Blaeser, kurz Dius genannt, an seiner Haustür. Er bittet ihn darum, eintreten zu dürfen und begründet seinen Wunsch mit einer Überraschung für den Kunsthistoriker. Noch ahnen beide nicht, dass aus diesem ersten Besuch eine Freundschaft entstehen wird, die ihr Leben nachhaltig verändert.

Der Belgier Stefan Hertmans schildert in seinem Roman „Dius“ die besondere Verbundenheit von Anton und der titelgebenden Figur. Die eingangs beschriebene Szene hat er selbst erlebt. Im Übrigen ist die Geschichte fiktiv, jedoch inspiriert von eigenen Freundschaften des Autors. Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen und wird von Anton in einer reflektierenden Ich-Perspektive erzählt, die es ihm erlaubt, seine Erinnerungen aus der Distanz der Gegenwart zu betrachten und ihnen eine neu gewichtete Bedeutung zu verleihen.

Der Autor beschreibt Gefühle mit Tiefe und Authentizität, die auch in der deutschen Übersetzung aus dem Niederländischen erhalten bleiben, nicht zuletzt weil Stefan Hertmans selbst sehr gut Deutsch spricht und eng mit der Übersetzerin zusammengearbeitet hat. Die Freundschaft zwischen Anton und Dius ist geprägt von gegenseitigem Respekt und Akzeptanz. Über ihre gemeinsame Liebe zur Kunst hinaus gewährt sie Einblicke in private Lebenswelten und innere Konflikt. Die beiden sind in schwierigen Situationen füreinander da. Es gibt aber auch Handlungen, die zu Unverständnis und Verärgerung des jeweils anderen führen.  

Viele Meisterwerke der Kunst beschreibt Stefan Hertmans so eindringlich, dass man beim Lesen selbst nachsehen möchte, ob das erwähnte Detail tatsächlich auf dem Objekt zu finden ist. Ebenso lebendig sind seine Schilderungen der Polderlandschaften an der belgischen Küste. Anhand der eindringlichen Beschreibungen kann man sie sich bestens vorstellen. Für beide Protagonisten ist das Genießen der Natur ein Weg, zur Ruhe zu kommen und wieder zu sich selbst zu finden. Zugleich wird in der Ausführung deutlich, wie der fortschreitende Klimawandel und die zunehmende Bebauung das Gesicht der Region im Laufe der Jahre verändert haben.

Stefan Hertmans fasziniert mit seinem Roman „Dius“ durch die feinfühlige Darstellung einer außergewöhnlichen Freundschaft, die zwischen Nähe und Distanz, Bewunderung und Verletzlichkeit schwebt. In schöner Sprache und mit emotionaler Tiefe entfaltet sich eine Erzählung voller Kunst, Musik und Gedanken über die Spuren, die Menschen in der Welt hinterlassen. Es ist eine berührende und nachhallende Geschichte, die ich uneingeschränkt weiterempfehle.

Dienstag, 21. Oktober 2025

Rezension: Cozy Baking Time - Süße Rezepte für die kalte Jahreszeit von Theresa Haubs

 





Rezension von Ingrid Eßer

Titel: Cozy Baking Time: Süße Rezepte für die kalte Jahreszeit
Autorin: Theresa Haubs
Erscheinungsdatum: 18.09.2025
Verlag: Gräfe und Unzer (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Leseband und Farbschnitt
ISBN: 9783833899171
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Das Backbuch „Cozy Baking Time“ von Theresa Haubs enthält sechzig Backanweisungen, die besonders gut in den Herbst und in den Winter passen, ganz im Sinne des Untertitels „Süße Rezepte für die kalte Jahreszeit“.

Die Autorin ist Studentin und ist passionierte Hobbybäckerin. In den sozialen Medien ist sie als „bookslove128“ bekannt. Die Rezepte kommen fast alle aus dem Familienkreis und wurden oft über mehrere Generationen weitergegeben. Ihre Mission: Alle Zutaten sollten leicht erhältlich und einfach zuzubereiten sein. Vor allem sollen die Kuchen und Plätzchen aber nicht nur gut gelingen, sondern auch richtig lecker schmecken!

Nach einem persönlichen Vorwort teilt die Autorin einige bewährte und nützliche Hacks, die das Backen erleichtern, wie sich Rezepte durch kleine Veränderungen kreativ abwandeln oder vegan gestalten lassen. Ergänzend gibt es Ratschläge für den Fall, dass ein Kuchen einmal misslingt, und sogar eine Playlist, die für die passende Backstimmung sorgt.

Der Rezeptteil gliedert sich in Herbstrezepte und Winterrezepte beziehungsweise „Bake It Till You Make It“ und „Hot Girl Winter Is Coming“ wie im Buch getitelt wird. Die Backanweisungen werden ansprechend mit ganzseitigen Fotos von Theresa Haubs in Szene gesetzt und mit einem fantasievollen Namen betitelt. Der Running Gag besteht darin, dass unter vielen Titeln steht „Oder wie meine Mama sagen würde“ ergänzt mit einer traditionellen Bezeichnung.

Die Anleitungen sind einfach verständlich und in einem modernen, lockeren Stil verfasst, der besonders jüngere Bäckerinnen und Bäcker ansprechen dürfte. Der Verlag zieht auf seiner Seite zum Buch eine Verbindung zu den Genres New Romance und New Adult mit denen man es sich beim Verkosten der Gebäcke gemütlich machen kann.

Am Schluss der Seite gibt es hin und wieder gute Tipps verschiedenster Art. Nach einer Danksagung hilft ein alphabetisches Register nach Zutaten dabei, die passende Seite eines Rezepts zu finden.

Inzwischen habe ich die Mandarinen-Schmand-Torte und den Eggspenzive Cake gebacken. Beide Rezepte waren leicht umzusetzen und gut beschrieben. Die Backzeit und -temperatur stimmten, so dass das Ergebnis sehr gut geschmeckt hat.

Das Buch „Cozy Baking Time“ überzeugt nicht nur mit leckeren Rezepten, sondern auch mit einer attraktiven Gestaltung mit Coververedelung und Farbschnitt in der ersten Auflage. Meine Familie wird sicherlich noch mit mancher Köstlichkeit daraus verwöhnt werden. Daher empfehle ich das Buch gerne weiter. 


Donnerstag, 16. Oktober 2025

Rezension: Junge Frau mit Katze von Daniela Dröscher

 

Rezension von Ingrid Eßer

Titel: Junge Frau mit Katze
Autorin: Daniela Dröscher
Erscheinungsdatum: 14.08.2025
Verlag: KiWi (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband
ISBN: 9783462007619

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Daniela Dröscher erzählt in ihrem Roman „Junge Frau mit Katze“ über ein folgenschweres Kapitel im Leben einer jungen Frau. Die Protagonistin und Ich-Erzählerin heißt Ela, wie auch die Autorin ihren Vornamen abkürzt. Die Handlung spielt in den 1990er Jahren, als Ela kurz vor der Verteidigung ihrer Doktorarbeit in steht.

Seit ihrer Kindheit hat Ela ein gespaltenes Verhältnis zu ihrem Körper, nicht zuletzt, weil sie einen anderen Körperbau als ihre Mutter hat. Im Roman „Lügen über meine Mutter“ erzählt die Autorin aus dieser Zeit. Zwar habe dieses Buch nicht gelesen, konnte jedoch der vorliegenden Geschichte mühelos folgen.

Ela hat in jungen Jahren bereits zahlreiche Erfahrungen mit Ärzten gesammelt, vor allem Anfang Zwanzig, als sie sich einer schweren Operation unterziehen musste. Nun plagen sie seit Tagen Halsschmerzen. Was sich zunächst wie eine schnell zu überwindende Krankheit anhört, wird für Ela zu einer Tour de Force in Sachen ärztliche Untersuchungen, Diagnosen, Symptomen und Wechselwirkungen.

Es gibt keinen Zweifel: Ela steht unter Druck, denn ihr Doktorvater hat ihr eine lukrative Stelle in Aussicht gestellt, doch dazu muss sie ihre Prüfung mit Bestnote bestehen. Das Verhältnis zu ihrer Mutter ist distanziert, der Bruder lebt im Ausland. Sie ist alleinstehend, findet jedoch in einer befreundeten Mutter mit ihrer kleinen Tochter, die in der Nähe wohnt, Rückhalt, auch wenn sie zu Heilverfahren andere Ansichten vertritt. Schon früher hat sie sich immer mal wieder für einige Zeit zurückgezogen, daher fällt es kaum auf, dass sie sich zunehmend isoliert. Die wenigen Stunden, die sie nebenbei arbeitet, kann sie auch im Homeoffice erledigen. Das alles führt dazu, dass sie sich mit sich und ihrem Körper allein auseinandersetzen muss.

Daniela Dröscher beschreibt einfühlsam die Anzeichen der Erkrankungen ihrer Protagonistin, ihre Erfahrungen bei Arztbesuchen und ihren Kampf um Heilung. Die Schilderungen wirken so authentisch, dass spürbar wird, wie viel persönliche Erfahrung darin steckt. Wer sich selbst mit einer langwierigen Krankheit auseinanderzusetzen hat, wird sicherlich einige Situationen gut nachvollziehen können. Die Autorin zeigt eindrücklich, wie Unwissenheit und Hilflosigkeit Ärztinnen und Ärzten manchmal eine fragwürdige Autorität verleihen. Dennoch empfand ich Elas Gespräche mit den Medizinern erhellend und interessant.

In der ersten Hälfte des Romans ist die Geschichte aufgrund der zahlreich geschilderten Leiden bedrückend. Dann jedoch beginnt Ela die Befunde zu hinterfragen und gleichzeitig auch ihr eigenes Verhalten. Sie setzt sich mit dem Verhältnis zu ihrer Mutter und zu dem ihres Bruders auseinander, wägt ihre Freundschaften ab und trifft schließlich einen weitreichende Entscheidung in Bezug auf ihre weitere Laufbahn.

Der Schreibstil der Autorin ist faszinierend. Obwohl die beschriebenen Symptome eine melancholische Grundstimmung erzeugen, gelingt es ihr durch heitere Erzählmomente immer wieder die Schwere des Themas zu mildern. Die Sprache ist klar und funkelnd, so dass ich trotz der oft bedrückenden Atmosphäre den Roman gerne gelesen habe. Ich empfehle das Buch allen, die lebensnahe Geschichten zu schätzen wissen, in denen schwierige Themen feinfühlig erzählt werden.

Sonntag, 12. Oktober 2025

Rezension: Katzentage von Ewald Arenz


Katzentage
Autor: Ewald Arenz
Illustrator: Florian Bayer
Hardcover: 128 Seiten
Erschienen am 16. September 2025
Verlag: DuMont
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Paula und Peter arbeiten bei derselben Firma und haben nach einer Fortbildung die Nacht gemeinsam verbracht. Jetzt sind sie mit dem Zug auf dem Rückweg in die Heimat, doch ein Streik lässt sie in Würzburg stranden. Die beiden beschließen, aus der Not eine Tugend zu machen. Sie buchen sich eine romantische Unterkunft und lassen sich drei verzauberte Tage lang durch die Stadt treiben. Doch während Paula noch nicht daran denken möchte, was danach aus ihnen wird, erhofft Peter sich Klarheit, was die Zukunft angeht.

Paula und Peter kennen sich bislang nur aus dem beruflichen Alltag: Sie ist Ärztin, er arbeitet als Jurist in der Klinikverwaltung. Während es bei der gemeinsamen Nacht nach der Fortbildung nur um Sex ging, beginnen die beiden in Würzburg, sich wirklich wahrzunehmen. In einer ruhigen und poetischen Sprache beschreibt Ewald Arenz die Streifzüge der beiden durch die Stadt, während derer sie miteinander scherzen und mehr übereinander herausfinden. Ich fand es schade, nicht mehr Hintergrundinformationen über die beiden zu erhalten, das Buch bleibt im Moment und gibt darüber hinaus nur wenig preis. Zudem war das Touristenprogramm, das die beiden in Würzburg absolvieren, für meinen Geschmack zu ereignislos. 

Die Illustrationen von Florian Bayer sind stimmungsvoll und vermitteln eine herbstliche Stimmung. Einige sind jedoch sehr dunkel, mir haben die helleren besser gefallen. Insgesamt ist „Katzentage“ ein leiser Roman über das Innehalten und Zueinander finden. Auch wenn er mich nicht gänzlich überzeugen konnte, bietet er eine schöne Flucht aus dem Alltag und lädt Leser:innen ein, sich mit Paula und Peter durch Würzburg treiben zu lassen.


Dienstag, 7. Oktober 2025

Rezension: Was du siehst von Laura Maaß

 


Rezension von Ingrid Eßer

Titel: Was du siehst
Autorin: Laura Maaß
Erscheinungsdatum: 28.08.2025
Verlag: Gutkind (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 9783989411067

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Juliane, genannt Jule, und Andreas, den alle nur Andi nennen, kennen sich von Kindesbeinen an. Später wird „Ich sehe was, was du nicht siehst“ ihr liebstes Spiel, das sie ihr Leben lang begleitet. Die beiden sind die Hauptfiguren im Roman „Was du siehst“ von Laura Maaß. Sie wachsen in einem fiktiven Dorf in der „Griesen Gegend“ im Zonenrandgebiet Mecklenburgs auf.

Die mit Jule hochschwangere Ruth, eine Schneiderin aus dem Osten Berlins, findet 1967 Unterkunft bei ihrem Onkel in dem kleinen Ort, in dem auch Andis Eltern leben. Jules Vater ist spurlos verschwunden. Ruth freundet sich mit Andis Mutter an, daher kennen sich ihre Kinder von klein auf. Ihre Freundschaft erhält eine neue Bedeutung, als sie heranwachsen. Ihre Gefühle füreinander zeigen sich in einem ersten Kuss, den sie sich zu der Zeit geben, in der sie Bewerbungen für Ausbildungsstellen schreiben. Andi möchte Förster werden. Jules Wunschberuf lässt sich zunächst nicht verwirklichen, doch durch einen glücklichen Zufall kann sie schließlich Fotografin werden, wie einst ihr Vater.

Als nach dem Mauerfall eine Ausreise möglich wird, begibt sich Jule auf eine Suche, um ein Familiengeheimnis aufzudecken. Das Kinderspiel aus alten Zeiten erhält dabei eine neue Bedeutung und wird zum Titel des Romans. Farben in vielen Facetten durchziehen die Erzählung und geben den Kapiteln ihre Überschriften.

Laura Maaß gelingt es, die Charaktere stimmig im Denken und Verhalten der Zeit ab 1967 darzustellen. Die Ereignisse sind chronologisch erzählt, wodurch die Entwicklung der Hauptfiguren besonders greifbar wird. Der Zusammenhalt in der Dorfgemeinschaft ist herzerwärmend. Jede und jeder wird mit seinen Stärken und Schwächen abgebildet. Die Handlungen der Personen sind eingebunden in die gesellschaftlichen Umbrüche ihrer Zeit, ohne dass diese sich in den Vordergrund drängen.

Besonders schön ist es, Jule und Andi über Kindheit und Jugend hinweg über einen so langen Zeitraum zu begleiten. An ihrer Seite treten zahlreiche Wegbegleitende, deren eigene Hintergründe kleine Geschichten innerhalb der Erzählung bilden. An einigen Stellen deutet Laura Maaß die weitere Entwicklung einer Begebenheit an, was die Tragweite des Geschehenen unterstützt. Es sind die alltäglichen Dinge und die Sorgen von Menschen, wie jeder Lesende sie kennt, die an eigene Erfahrungen erinnern und bewegen. Lediglich der etwas überstürzte Beginn von Jules Suche und deren Länge fand ich eher weniger glaubhaft.

Mit ihrem Roman „Was du siehst“ zeigt Laura Maaß ihr feines Gespür für Zwischentöne. Glaubwürdige Charaktere und eine lebendige Schilderung von Zeit und Orts verleihen der Geschichte Tiefe und bieten eine ergreifende Unterhaltung. Gerne empfehle ich das Buch weiter.

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