Dienstag, 29. April 2025

Rezension: Mut beginnt im Herzen - Lass deine Ängste los und lerne fliegen von Tessa Randau

 


Rezension von Ingrid Eßer

Titel: Mut beginnt im Herzen: 
Lass deine Ängste los und lerne fliegen
Autorin: Tessa Randau
Erscheinungsdatum: 09.01.2025
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch mit Klappen
ISBN: 9783423352413
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In „Mut beginnt im Herzen“ schildert Tessa Randau einfühlsam und authentisch, wie eine unbenannte Frau zunehmend mit teils massiven Angstattacken zu kämpfen hat. In der Danksagung am Ende des Buchs erklärt sie, dass eigene Erfahrungen in die Geschichte eingeflossen sind. In einer ersten Szene fährt eine namenlose verheiratete Frau, Ende dreißig, mit ihrem sechsjährigen Sohn und ihrer neunjährigen Tochter mit dem Zug nach Hause. Vor der Abfahrt wird sie von einer Panikattacke überwältigt. So oder so ähnlich hat auch die Autorin eine entsprechende Situation erlebt. 

Die Protagonistin ist im Beruf überfordert. Weil ihr Mann auswärts arbeitet, kümmert sie sich in der Woche allein um die Kinder und das Haus. Außerdem besucht sie regelmäßig ihre Mutter, für die sie einkauft. Um ihrer geliebten Gartenarbeit nachzugehen, fehlt ihr meist die Zeit. Auch für Entspannungseinheiten bleibt im hektischen Alltag kaum Raum. Sie fühlt sich müde und erschöpft. Obwohl sie meist weiß, dass die Dinge, vor denen sie Angst hat, irreal sind, gelingt es ihr nicht, diese zu überwinden. Stattdessen versucht sie, ihr auszuweichen. Inzwischen hat sie Angst vor der Angst. Zunächst lässt Tessa Randau einfache Möglichkeiten der Beruhigung einfließen. Wichtig fand ich es, den psychologischen Notruf zu erwähnen. Es dauert einige Zeit, bis die unbenannte Frau sich professionelle Hilfe sucht. 

Zu Beginn des Buchs wird auf das behandelte schwierige Thema explizit hingewiesen. Personen, die unter Angststörungen leiden oder Leserinnen und Leser, die feinfühlig sind, können von der Erzählung getriggert werden. Die Autorin beschreibt unterschiedliche Ängste mit Überlegungen zu deren Entstehung. Sie schildert das Geschehen greifbar, sodass man als Lesende mitfühlt. „Mut beginnt im Herzen“ erzählt auch die schrittweise Befreiung von der Angst durch Zuversicht und der Bereitschaft zur Veränderung. Als Stress- und Burnout-Beraterin und ihren eigenen Erfahrungen versteht Tessa Randau es, sinnvolle Tipps zu geben und regt dazu an, sich der Herausforderung auf verschiedene Weise zu stellen. Gerne empfehle ich das Buch als Ratgeberlektüre weiter, aber auch an diejenigen, die sich über ein Leben mit Angststörungen informieren möchten.

Samstag, 26. April 2025

Rezension: Pearly Everlasting von Tammy Armstrong

 

Pearly Everlasting
Autorin: Tammy Armstrong
Hardcover: 368 Seiten
Erschienen am 26. März 2025
Verlag: Diogenes
Link zur Buchseite des Verlags

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In einem Holzfäller-Camp in Kanada wird im Jahr 1918 das Mädchen Pearly Everlasting geboren. Ihr Vater ist dort Koch, ihre Mutter kümmert sich um Verletzungen und Krankheiten. Kurz nach ihrer Geburt bringt ihr Vater ein schreiendes, noch blindes Bärenjunges mit ins Camp, dessen Mutter offensichtlich einem Jäger zum Opfer gefallen ist. Bruno wächst als Bruder von Pearly auf, die beiden sind unzertrennlich. Fünfzehn Jahre später gibt es Aufruhr im Camp, als der unbeliebte Campboss Swicker von Pearly und Bruno tot aufgefunden wird. Hat Bruno ihn etwa ermordet? Das kann keiner, der den kleinen Bären besser kennt, wirklich glauben. Trotzdem wird er von Swickers Neffen fortgeschafft. Doch Pearly will ohne ihn nicht sein. Sie macht sich mitten im Winter auf den Weg, um ihn zu finden.

Kanada ist ein Land, das mich sehr fasziniert, und ich freute mich darauf, in eine Geschichte einzutauchen, die mitten in den kanadischen Wäldern spielt. Die Atmosphäre des Holzfällercamps wurde von der Autorin gelungen eingefangen: Ein einfaches Leben fernab von Dörfern und Städten, viele Männer, die bei der harten Arbeit Leib und Leben riskieren und dazwischen Pearly mit ihrer Familie, zu der auch der Bär Bruno gehört. In den ersten Kapiteln wird das Aufwachsen der beiden beschrieben und die innige Verbindung, die sie zueinander entwickeln.

Pearlys Gefühle für den kleinen Bären werden gelungen vermittelt. Als Pearly fünfzehn Jahre alt ist und Bruno heimlich weggeschafft wird, konnte ich daher nachvollziehen, warum sie sich gleich allein auf den Weg macht. Entgegen meiner Erwartung ist sie gar nicht so lange unterwegs, sondern verbringt einige Zeit in einem Dorf nahe der Wälder. Während einige Bewohner dem Mädchen aus den Wäldern helfen wollen, begegnen ihr andere mit Argwohn. Einige Kapitel sind außerdem aus der Sicht von Ansell geschrieben, dem Gehilfen von Pearlys Vater, der sich selbst auf den Weg macht, um Pearly und Bruno zu finden.

Ich fieberte mit, ob Pearly, Bruno und Ansell einander finden und wohlbehalten zurückkehren können. Die Geschichte wird in leisen Tönen erzählt und bietet immer wieder emotionale und spannende Momente. Habt ihr Lust, in die Wälder Kanadas einzutauchen und in einer atmosphärischen Erzählung eine Weile an der Seite eines Mädchens und ihres Bärenbruders zu verbringen? Von mir gibt es eine klare Empfehlung dafür.

Freitag, 25. April 2025

Rezension: Die Summe unserer Teile von Paola Lopez

 


Rezension von Ingrid Eßer

Titel: Die Summe unserer Teile
Autorin: Paola Lopez
Erscheinungsdatum: 15.03.2025
Verlag: Tropen (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 9783608502725
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In ihrem Debütroman „Die Summe unserer Teile“ erzählt Paola Lopez von drei Frauen: Lucy, ihrer Mutter Daria und deren Mutter Mila. Die Handlung beginnt im Jahr 2014, reicht jedoch über siebzig Jahre in die Vergangenheit zurück und überschreitet dabei auch Ländergrenzen. Lucy wurde in München geboren, lebt aber inzwischen in Berlin. Ihre Mutter kam Anfang der 1970er Jahre zum Studium in die Hauptstadt Bayerns gekommen, doch zur Welt gekommen ist sie in Beirut. Infolge des Zweiten Weltkriegs gelangt Mila von ihrer Heimat Polen in den Libanon. Der unerschütterliche Wille zur Selbstbestimmung verbindet die drei Frauen.

Eines Tages erhält Lucy unerwartet einen Konzertflügel, den ihre Mutter unter ihrem Mädchennamen an die neue Anschrift ihrer Tochter in der Wohngemeinschaft in Berlin transportieren lässt, die sie eigentlich nicht kennen kann. Lucy wird dadurch veranlasst, über ihr bisheriges Leben und das schwierige Verhältnis zu ihrer Familie nachzudenken. Sie trägt genauso wie ihre Großmutter den Vornamen Lyudmila, doch sie hat diese nie bewusst kennenlernen können. Nachdem ihr Mitbewohner erneut mit ihrer besten Freundin zusammenkommt, nimmt es Lucy den Atem und sie stellt fest, dass sie dringend eine Veränderung braucht. Kurzfristig beschließt sie, nach Polen zu reisen, um dort einer Spur zu folgen, die sie näher an das Leben ihrer Großmutter heranführen soll.

Die Studienjahre der Frauen sorgen bei allen dreien für große Veränderungen. Mila verschafft sich bei ihrem Chemiestudium in Beirut, das sie bevorzugt aufgrund ihrer Deutschkenntnisse aufnehmen konnte, nach kurzer Zeit den Respekt ihres Vorgesetzten und den ihrer Kolleginnen und Kollegen. Erst nach einigen Jahren ihrer Ehe mit einem Chemiker kommt ihre Tochter Daria zur Welt, die ihre Mutter als kühl und abweisend in Erinnerung hat. Aufgrund des Wunschs ihrer Eltern beginnt sie später ein Medizinstudium in München, bei dem sie ihren zukünftigen Ehemann kennenlernt. Lucy hingegen studiert Informatik und entwickelt Computerspiele. Mit ihrer Mutter hat sie seit drei Jahre kein Wort gewechselt. 

Der Autorin gelingt es, die zwischenmenschlichen Spannungen nicht nur über Dialoge, sondern vor allem über stille Handlungen sichtbar zu machen. Jede der Frauen sucht einen Weg, alte Muster zu durchbrechen, die bisher gekannten Grenzen hinter sich zu lassen und eine eigene Identität zu formen. In ihrem Anspruch, stets beste Leistungen in allem zu zeigen, vergessen sie die Relevanz der Kommunikation, was zu tragischen Missverständnissen mit weitreichenden Folgen führt. 

Paola Lopez zeigt mit großer Empathie die Verletzlichkeit ihrer Figuren und lässt nachvollziehbar werden, warum es an Verständnis füreinander fehlt. Erst im weiteren Verlauf der Erzählung lüftet sie ein Geheimnis, das die erwartete Summe aus dem Zusammenfügen der Teile der Familiengeschichte hinauswachsen lässt. Als Leserin hat mich dieser atmosphärisch dichte und fein komponierte Roman an vielen Stellen tief berührt, sodass ich dieses eindrucksvolle literarische Debüt sehr gerne weiterempfehle.


Dienstag, 22. April 2025

Rezension: Lucid Fate - Was, wenn wir nicht sterben? von Nina Martin

 


Rezension von Ingrid Eßer

Titel: Lucid Fate - Was, wenn wir nicht sterben? 
(Band 3 von 3)
Autorin: Nina Martin
empfohlen ab 14 Jahren
Erscheinungsdatum: 12.03.2025
Verlag: Fischer Sauerländer (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover
ISBN: 9783737343053
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Die Contemporary-Fantasy „Lucid Fate“ ist der dritte und abschließende Band der Trilogie von Nina Martin, in der die Traumwelt Somna und die wache Welt Corpora auf faszinierende Weise miteinander verwoben sind. Der Untertitel Was, wenn wir nicht sterben?“ ist treffend gewählt, denn die beiden Protagonistinnen und Traumgängerinnen Ria und Selena sind überzeugt, dass es nicht möglich sein wird, ohne ihren Tod die beiden Welten wieder zu trennen, die sich gerade erst vereint haben. Auch Eric, der wie die zwei Frauen ein Morphist ist, also die Welten verändern kann, würde dazu sterben müssen. 

Es ist erst zwei Wochen her, dass Somna und Corpora verschmolzen sind. Seitdem gelten manche physikalische Gesetzte nicht mehr, was zu einer zunehmend chaotischen und unberechenbaren Welt führt. Während Eric, der früher mit Ria und Selena befreundet war, sich aber schließlich zu ihrem erbitterten Gegner gewandelt hat, für seine Schutzzonen wirbt, tauchen Ria und Selena unter. Nachdem sie ihre Familien in Sicherheit gebracht haben, leben sie im Verborgenen. Sie sind sich allerdings bewusst, dass Eric sie über kurz oder lang aufspüren wird, um die uneingeschränkte Kontrolle über beide Welten zu erlangen. Währenddessen sorgen die Traumwandlungen der Menschen zu wachsender Instabilität.

„Lucid Fate“ steht den zwei vorigen Büchern der Serie in Sachen Spannung in nichts nach. Erneut sind sich Ria und Selena unsicher über ihr weiteres Vorgehen, was sie nicht nur angreifbar, sondern auch nahbar macht. Die Vereinigung der Welten hat dazu geführt, dass einige Traumgänger ihre Meinung über die beiden Morphistinnen geändert haben. Dennoch müssen die zwei jungen Frauen aufpassen, wem sie ihr Vertrauen schenken. Die Geschichte ist vielschichtig und treibt die Hauptfiguren an den Rand ihres Könnens, denn geschickt setzt Eric seine Kräfte dafür ein, seine Gegenspielerinnen an ihrem wunden Punkt zu treffen: den von ihnen geliebten Personen. 

Nina Martin gelingt in ihrem Buch „Lucid Fate“ ein fesselndes Finale. Sie wirft aber auch die tiefgründige Frage auf, wie wir mit der Vorstellung des Todes umgehen, wenn er unausweichlich erscheint, aber auch vermeidbar wäre. Ria und Selena schwanken zwischen der Bereitschaft, sich heldenhaft für die Menschheit zu opfern, hin zum Respekt und der Ehrfurcht vor diesem großen Schritt, denn eigentlich möchten sie ihr Leben in Frieden an der Seite der jeweils geliebten Person verbringen. Für die Lesenden ergibt sich daraus ein Hoffen und Bangen über die Entscheidung bis zum Schluss, der in einem großen Showdown endet. Ein spannungsgeladenes und emotionales Ende der Trilogie, die ich gerne den Fans der Reihe empfehle.

Freitag, 18. April 2025

Rezension: Heimweh im Paradies - Thomas Mann in Kalifornien von Martin Mittelmeier

 


Rezension von Ingrid Eßer

Titel: Heimweh im Paradies - Thomas Mann in Kalifornien
Autor: Martin Mittelmeier
Erscheinungsdatum: 11.03.2025
Verlag: Dumont (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 9783755800330
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In seinem Buch „Heimweh im Paradies“ erzählt Martin Mittelmeier von den Jahren, in denen Thomas Mann in Kalifornien gelebt hat. Aufgrund der jüdischen Herkunft seiner Frau und seiner kritischen Stellung zum NS-Regime wanderte seine Familie zunächst in die Schweiz aus. Im Frühjahr 1938 unternahm der renommierte Schriftsteller eine Vortragsreise von der Ost- zur Westküste der Vereinigten Staaten, nachdem er das Land bereits mehrfach besucht hatte. Dabei legt er einen Monat Pause in Los Angeles ein. 
Als er in Princeton eine Gastprofessur erhält, lässt er sich ab Herbst 1938 dort nieder. Jedoch zieht es ihn an die Westküste. 1941 mietet er ein Haus in einem Stadtteil von LA mit Garten und Swimmingpool. Nur ein Jahr später zieht er in ein für ihn und seine Familie entworfenes und erbautes Haus, das nur eine halbe Stunde Fußweg von seiner bisherigen Residenz entfernt liegt. Es wird bis zu seiner Rückkehr nach Europa im Jahr 1952 sein Wohnsitz bleiben. 
In 22 Kapiteln, die bis ins Jahr 1952 reichen, schaut der Autor auf das jeweilige Werk, an dem Thomas Mann arbeitet, auf die weltpolitischen Entwicklungen und auf die Freunde, Freundinnen und Bekannten mit denen der Schriftsteller Umgang pflegt. Viele der in die USA emigrierten, deutschsprachigen Künstler und Wissenschaftler kennen einander. Thomas Mann ist mit Lion Feuchtwanger, Bertolt Brecht, Vicky Baum, Theodor W. Adorno, Bruno Walter, Arnold Schönberg mehr oder weniger befreundet. Gelegentlich kommt es jedoch zu Spannungen zwischen ihnen vor allem aufgrund des unterschiedlichen Erfolgs und der daraus resultierenden finanziellen Situation. Anders als mancher seiner Kolleginnen und einigen seiner Kollegen gelingt es dem Schriftsteller sich seine Kultur auch im Exil zu erhalten. 
Das Schlusskapitel gibt einen Überblick in kurzer Form darüber, wie sich das Leben der Wegbegleiter von Thomas Mann nach den Jahren des Exils in den Vereinigten Staaten weiterentwickelt hat. Am Ende des Buchs wird auf eine Webseite des Dumont Verlags hingewiesen, auf der sich zahlreiche Anmerkungen und Quellen zu den Kapiteln nachlesen lassen. „Heimweh im Paradies“ ist als Sachbuch konzipiert und wendet sich vor allem an diejenigen, die sich über die Werke von Thomas Mann hinaus mit einem bewegenden Abschnitt in dessen Leben beschäftigen möchten.

Donnerstag, 10. April 2025

Informationen zum Roman "Hoffnung in stürmischer Zeit", Band 1 des "Ferne Heimat"-Zweiteilers

 

„Ferne Heimat, Zweiteiler
Band 1: Hoffnung in stürmischer Zeit“

Autorin: Ingrid Eßer
Genre: Historischer Roman/Schicksalsroman
Zielgruppe: Erwachsene
Klappentext: Aufgrund der näher rückenden Frontlinie werden in der Endphase des Zweiten Weltkriegs Orte im Rheinland evakuiert. Anna trifft die schwierige Entscheidung, die Heimat mit einem letzten Sonderzug mit ungewissem Ziel zu verlassen. Die Fahrt führt sie in die Niederlausitz, wo sie unermüdlich versucht, ihre sieben Kinder vor den Schrecken des Krieges zu bewahren. Inmitten der Wirren erlebt ihre älteste Tochter Liesel währenddessen eine erste zaghafte Liebe.


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  • Ein bewegender historischer Roman über Flucht, Liebe und Überlebenswillen im Zweiten Weltkrieg    
  • Die emotionale Geschichte einer Mutter und ihrer Kinder: Zwischen Verlust und Hoffnung
  • Inspiriert von wahren Begebenheiten berührt dieser

    Roman durch seine intensive Atmosphäre

Blogger*innen (ab 1.000 Follower) und Presse (Kopie des Journalistenausweises bitte mit senden) richten ihre Anfrage für ein kostenloses Rezensionsexemplar an: presse@bod.de

Buchhandlungen schreiben für ein kostenfreies Leseexemplar an: buchhandel@bod.de




„Der September 1944 war für uns alle eine Zeit schwerster Prüfung. […] Ein dumpfer Druck lag auf den Menschen; denn das Gespenst „Flucht“ zeigte sein höhnisches Gesicht.“ Magdalena, Mutter der Autorin, im Oktober 1946

 


 

Erscheinungstermin:

24.03.2025

Seitenzahl:

284

Format:

Paperback, strukturgeprägt

ISBN:

9783842374836

Verkaufspreis:

E-Book ISBN

14,99 EUR

9783769386653
bis 21.05 4,99 EUR,
später 7,99 EUR

 

 

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VITA: Ingrid Eßer, Jahrgang 1963, ist in einem Dorf im Rheinland, einem der (Haupt-)Handlungs-orte ihres Roman-Zweiteilers ‚Ferne Heimat‘, aufgewachsen. Sie studierte Wirtschaftswissen-schaften mit Schwerpunkt Finanzwirtschaft sowie den Nebenfächern Wirtschaftsinformatik und Psychologie und arbeitete im Steuerbüro und in der Verwaltung. Seit 2012 betreibt sie gemeinsam mit ihrer Tochter den Bücherblog ‚Buchsichten‘. Von Jugend an interessiert sie sich für die Geschichte ihrer Familie. Sie lebt mit ihrem Mann im Kreis Heinsberg.
Mail: autorin.i.esser@gmx.de
Instagram: @buchsichten

 

Das Buch ist bei Buchhandlungen vor Ort und Online-Buchhandlungen bestellbar. Als Autorin verkaufe ich selbst keine Bücher.

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Sonntag, 6. April 2025

Rezension: Bis die Sonne scheint von Christian Schünemann

 


Rezension von Ingrid Eßer

Titel: Bis die Sonne scheint
Autor: Christian Schünemann
Erscheinungsdatum: 26.02.2025
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 9783257615593

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Trotz knapper finanzieller Mittel macht sich Familie Hormann in den 1980er Jahren auf den Weg in den Süden und fährt so lange „Bis die Sonne scheint“. Der gleichnamige autobiografische Roman von Christian Schünemann erzählt die Geschichte seiner Familie über mehrere Generationen hinweg, bis hin zu seinen Großeltern. Die Namen hat der Autor geändert.

Kurz vor der Konfirmation des 15-jährigen Daniel Hormanns, der als Alter Ego des Autors fungiert, regnet es wieder durch das marode Dach des Elternhauses. Daniel lebt mit seinen Eltern und drei Geschwistern auf dem Land in der Nähe von Bremen. An diesem Abend belauscht er ein Gespräch seines Vaters mit seiner Mutter aus dem er schließt, dass deren Probleme gravierender sind, als er bisher ahnte und vermutet, dass es Sorgen finanzieller Art sind. In Erwartung seines anstehenden großen Fests hatte Daniel sich darauf gefreut, schick eingekleidet zu werden. Außerdem hatte er gehofft, viele Verwandte einladen zu können, die ihn großzügig mit hohen Geldsummen beschenken würden. Während innerhalb der Familie an allen Ecken gespart wird, bemühen sich seine Eltern, nach außen den schönen Schein von gut Verdienenden zu wahren.

Der Autor spannt in seiner Familiengeschichte einen weiten Bogen. Seine in Oberschlesien geborene und später heimatvertriebene Mutter Marlene hat sich Mitte der 1950er Jahre den Wunsch nach Abitur und Studium nicht erfüllen können. Stattdessen musste sie auf Gehiß ihrer Mutter mit ihrem Gehalt zum Familieneinkommen beitragen. Die Mutter von Daniels Vater Siegfried dagegen hat sich seit der Weltkriegszeit von ihren Kindern und ihrem Mann distanziert. Siegfried selbst hat sich für eine Beamtenlaufbahn entschieden, träumte aber insgeheim davon, Opernsänger zu werden. Sowohl Marlene als auch Siegfried sind überzeugt, dass das Leben noch mehr für sie bereithält. Auch wenn aktuell kein finanzielles Polster vorhanden ist, halten sie weiterhin an Träumen fest, die sich aber im Laufe der Zeit geändert haben.

Gerne habe ich mich als Leserin mit in die 1980er Jahre nehmen lassen. Weil ich im Alter der ältesten Tochter der Familie Hormann bin, konnte ich dank der zahlreichen Details über diese Zeit in Erinnerungen schwelgen. Christian Schünemann lässt das Lebensgefühl der damaligen Zeit authentisch aufleben, unter anderem durch die Erwähnung von Filmen und Musiktiteln. Nach den entbehrungsreichen Kriegs- und Nachkriegsjahren ermöglicht inzwischen der wirtschaftliche Aufschwung, dass ein Durchschnittverdiener sich einiges leisten kann. Technologische Fortschritte machen die Zukunft spannend. Die Kapitel, die in den 80er Jahren spielen und von Daniel in Ich-Perspektive erzählt werden, unterscheiden sich von denen mit Rückblicken auf die Familiengeschichte in auktorialen Erzählform durch eine Überschrift mit französischen Vokabeln.

Der Roman „Bis die Sonne scheint“ von Christian Schünemann berührt mit Begebenheiten innerhalb der Familie des Autors, die über fünf Jahrzehnte zurückreichen. Durch die gewählte Ich-Erzählform des Protagonisten, der den Autor verkörpert, wurden dessen Gefühle deutlich über das diffuse Verhalten seiner Eltern, die bemüht waren, sich nach außen hin nicht von anderen Familien abheben zu wollen. Gleichzeitig möchten sie sich aber dennoch ihre Träume von einem schönen erfüllten Lebens nicht nehmen lassen. Sehr gerne vergebe ich eine Leseempfehlung.

Mittwoch, 2. April 2025

Rezension: Unter Grund von Annegret Leipold

 


Rezension von Ingrid Eßer

Titel: Unter Grund
Autorin: Annegret Liepol
Erscheinungsdatum: 26.02.2025
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband)
ISBN: 9783896677662
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Franziska Fuchsberger, genannt Franka, ist die Protagonistin im Roman „Unter Grund“ von Annegret Liepold. Die 27-jährige Referendarin an einer Volksschule lebt seit 2017 in einer Wohngemeinschaft mit Hannah, die als Journalistin über den NSU-Prozess in München berichtet. Als Franka mit ihrer Schulklasse eine der Sitzungen besucht, schweifen ihre Gedanken in die Vergangenheit ab, zu einer Zeit, in der sie sich mit Freunden aus der rechten Szene umgab. Von diesem Kapitel ihres Lebens weiß aktuell aber niemand in ihrem Umfeld. Spontan beschließt sie, in ihr Heimatdorf in der Nähe von Erlangen zu fahren. Ihre Mutter und ihre Tante leben dort immer noch, aber ihre Großmutter, von allen als „Fuchsin“ bezeichnet, ist vor einigen Jahren verstorben. Über deren Leben liegt ein Geheimnis, das erst im Verlauf der Geschichte enthüllt wird.

Als Franka elf Jahre alt war, ist ihr Vater gestorben. Mit ihm ist sie viel durch die Natur gestreift und hat ihm dabei geholfen, den familieneigenen Weiher abzufischen. Sie hat gute Schulnoten, auf die ihr Vater sicher stolz wäre, aber keine bemerkenswerten Freundschaften. Die Beziehung zu ihrer Mutter ist kompliziert und viele Dinge zwischen ihnen bleiben unausgesprochen. Als sie Leon kennenlernt, der eines Tages ins Dorf zieht, erfährt sie zum echte Aufmerksamkeit. Während der Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland gerät ihre Beziehung in eine Krise. Sie findet Anschluss bei Janna und Patrick. Die beiden sind der Ansicht, dass man eine Meinung nicht nur in der Öffentlichkeit äußern, sondern auch aktionsmäßig durchsetzen sollte. Zum ersten Mal fühlt Franka sich einer Gruppe zugehörig.

Bis zu ihrem Besuch des Prozesses hat sie über ihre Vergangenheit geschwiegen. Innerlich hat sie sich von den früheren Geschehnissen zwar distanziert, aber nicht im Einzelnen damit auseinandergesetzt. Nun aber drängen die Erinnerungen an die Oberfläche und fordern sie heraus, sich den Begebenheiten von damals zu stellen, denn sie will ihr jetziges Leben nicht erneut hinter sich lassen. Es ist nicht immer leicht, den zeitlichen Sprüngen zwischen den Abschnitten zu folgen. Ich hätte mir eine weitere Darstellung dazu gewünscht, ob das Familiengeheimnis einen Bezug zur Entwicklung der extremen Einstellungen von Franka als Jugendliche hat. Im Anhang finden sich ein Glossar und Verweise zu den im Text verwendeten Begrifflichkeiten des rechten Gedankenguts, die zur Verdeutlichung unumgänglich sind.

Annegret Liepolds zeigt mit ihrem Roman „Unter Grund“ ein Beispiel dafür, welche Mechanismen eine Radikalisierung in kurzer Zeit begünstigen können. Sie greift damit ein hochaktuelles und wichtiges Thema auf. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung. 

Samstag, 29. März 2025

Rezension: Stromlinien von Rebekka Frank

 

Stromlinien
Autorin: Rebekka Frank
Hardcover: 512 Seiten
Erschienen am 26. März 2025
Verlag: FISCHER
Link zur Buchseite des Verlags

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Die Teenager Enna und Jale sind Zwillinge und wohnen bei ihrer Oma Ehmi in den Elbmarschen. Schon lange zählen sie die Tage herunter, bis ihre Mutter aus dem Gefängnis entlassen wird. Warum sie dort seit mehr als dreißig Jahren einsitzt, wissen die beiden nicht. Doch am Tag der Entlassung kommt alles anders als gedacht: Jale ist verschwunden, und Enna erfährt, dass ihre Mutter Alma schon seit zwei Wochen auf freiem Fuß ist. Gleichzeitig kommt jemand uns Leben, weil sein Sportboot auf der Elbe sinkt. Die Identität des Toten ist unklar, doch die Polizei scheint unerklärlicherweise eine Verbindung zwischen den Ereignissen herstellen zu wollen. Enna beschließt, sich selbst auf die Suche nach Jale, ihrer Mutter und der Wahrheit zu machen.

Gleich zu Beginn des Romans gibt es einen kurzen Einschub, in welchem eine unbekannte Person in der Elbe ertrinkt und von ihrem Strom mitgerissen wird. Um wen es sich handelt bleibt unklar. Da nach wenigen Seiten sowohl von Ennas Zwillingsschwester als auch von ihrer Mutter jede Spur fehlt fragte ich mich beim Lesen stets, ob eine der beiden die ertrunkene Person ist und jemand ganz anderes. Auch sonst wird schnell klar, dass der Roman voller Geheimnisse ist. Was ist Jale zugestoßen? Warum hat Alma bezüglich ihres Entlassungstermins gelogen? Und wieso haben weder Alma noch Oma Ehmi je über den Grund für die jahrzehntelange Haftstrafe geredet?

Die meisten Kapitel sind aus der Sicht von Enna erzählt, die abgesehen von der engen Beziehung zu Jale keine tieferen Freundschaften pflegt und mit ihren grünschwarzen Haaren, ihren Piercings und Tatoos ihrem Umfeld signalisiert, ihr nicht zu nahe zu kommen. Doch unter der harten Schale steckt ein weicher Kern. Sie ist mir als Protagonistin schnell sympathisch geworden und ich hoffte mit ihr darauf, herauszufinden, was vor sich geht. Einzelne Kapitel aus der Sicht anderer Personen, die häufig auch zu anderen Zeiten spielen, ließen mich die Zusammenhänge allmählich besser verstehen.

Der Roman spielt zum größten Teil in den Elbmarschen. Der Autorin gelingt es durch ihre atmosphärischen Beschreibungen, das Setting vor dem inneren Auge lebendig werden zu lassen. Mit ihrem Boot ist Enna auf der Suche nach Jale oft auf der Elbe unterwegs und streift durch die Landschaft. Auch die Geschichte ihrer Mutter und weiterer Verwandter führt immer wieder aufs Wasser zurück. Ihr Mitschüler Luca bietet Enna schließlich seine Unterstützung an, doch ist sein Motiv dafür tatsächlich reine Hilfsbereitschaft, oder steckt mehr dahinter? Immer wieder kommen überraschende Wahrheiten ans Licht und Geheimnisse werden gelüftet. Gleichzeitig werden neue Fragen aufgeworfen. Es gibt in diesem Roman viele dramatische und tragische Ereignisse, wobei es mir an einigen Stellen etwas zu weit ging. Er hat jedoch auch leichte Momente und eine hoffnungsvolle Note. Insgesamt ist „Stromlinien“ eine spannende Lektüre, die ich kaum aus der Hand legen konnte und daher absolut weiterempfehlen kann!

Dienstag, 25. März 2025

Rezension: The Glass Girl von Kathleen Glasgow

 


Rezension von Ingrid Eßer

Titel: The Glass Girl
Autorin: Kathleen Glasgow
Übersetzerin aus dem amerikanischen Englisch: Barbara König
Erscheinungsdatum: 26.02.2025
Verlag: Fischer Sauerländer (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur
ISBN: 9783737373944

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In ihrem Roman „The Glass Girl“ erzählt die US-Amerikanerin Kathleen Glasgow die berührende Geschichte der 15-jährigen Bella. Ihre Eltern haben sich vor einiger Zeit getrennt. Damit ihre Mutter einem Job im HomeOffice nachgehen kann, unterstützt sie sie im Haushalt und kümmert sich um ihre siebenjährige Schwester Ricci. Ihr Vater hat eine Freundin und sie weiß noch nicht recht, wie sie damit umgehen soll. Kürzlich hat sich ihr erster Freund von ihr getrennt, weil sie ihm nach seiner Aussage „zu viel sei“. Am meisten trifft sie jedoch der Tod ihrer Großmutter, die in ihren Armen gestorben ist. Ihr Haus, dass nur wenige Meter von dem ihrer Mutter entfernt ist, wird für sie zum Zufluchtsort. Hier findet sie nicht nur Abstand vom Stress, sondern bedient sich bei Bedarf an den alkoholischen Vorräte ihrer Oma.

Mit großer Feinfühligkeit beschreibt die Autorin detailliert den Weg von Bella, um ihre Sucht zu überwinden. In ihre Geschichte sind spürbar eigene Erfahrungen eingeflossen. Am Beginn des Romans ist die Protagonistin bereits so weit, dass sie sich nach einem Schluck Alkohol sehnt, der sie im Umgang mit Freundinnen und Familie locker sein lässt. Obwohl ihr der Gedanke nicht fremd ist, dass sie bei regelmäßigem Konsum zur Alkoholikerin werden kann, beruhigt sie sich damit, dass das nicht passieren wird, weil doch viele in ihrem Umfeld zu Bier, Wein und anderen Getränken mit noch höherem Alkoholgehalt greifen. Außerdem denkt sie, dass ihr fester Wille ihr helfen wird, jederzeit aufhören zu können.

Die Ereignisse spitzen sich zu, denn Kathleen Glasgow scheut sich nicht, die hässlichen Seiten des Rausches schonungslos zu beschreiben. Es ist nicht nur erschütternd, darüber zu lesen, wie Bella der Sucht verfällt, sondern auch bewegend, wie sie versucht, mit professioneller Hilfe daraus herauszufinden. Dabei lernt sie Jugendliche kennen, die wie sie süchtig nach Alkohol sind oder nach Drogen, nach Ritzen oder einer Kombination daraus. Sie teilen ihre Erfahrungen darüber, wie trickreich sie waren, um ihrer Sucht nachzukommen, ohne entdeckt zu werden. Der Weg zur Heilung ist lang und erfordert Selbstdisziplin.

Der Roman „The Glass Girl“ ist anschaulich und eindrucksvoll beschrieben. Auch wenn die Autorin Kathleen Glasgow einige Konsequenzen der Sucht aufzeigt, die an die Belastungsschwelle des Lesenden gehen, so bleibt die Geschichte dennoch vorstellbar und authentisch. Ich empfehle das Buch an Jugendlichen ab 14 Jahren, damit sie ein Bewusstsein für die Gefahren von Alkoholmissbrauch entwickeln. Aber auch Erwachsene sollten den Roman lesen, um zu verstehen, welche Auswirkungen es haben kann, wenn sie jungen Menschen Alkohol anbieten. Beide Altersgruppe erhalten Ratschläge im Umgang mit Süchtigen und Abstinenzlern. Unbedingt lesen!

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