Dienstag, 27. Juli 2021

Rezension: Die Nachricht von Doris Knecht

 


Rezension von Ingrid Eßer

*Werbung*
Titel: Die Nachricht
Autorin: Doris Knecht
Erscheinungsdatum: 26.07.2021
Verlag: Hanser Berlin (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 9783446271036

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Im Roman „Die Nachricht“ stellt Doris Knecht das Thema des digitalen Stalkings in den Vordergrund. Ihre Protagonistin ist die Journalistin Ruth, die schon viele Hürden in ihrem Leben gemeistert hat. Drei Jahre sind seit dem Unfalltod von Ruths Ehemanns Ludwig vergangen. Manchmal lebt sie in Wien, meist aber in einem Haus auf dem Land, hält sich vom gesellschaftlichen Leben fern und kümmert sich neben dem Schreiben um ihre Familie.

Ruths Stieftochter erwartet gerade ein Kind, ohne den Namen des Vaters preiszugeben. Ihr 15 Jahre alter Sohn lebt noch bei ihr, der ältere ist bereits zum Studium ausgezogen. Meine erste Begegnung mit ihr im Roman findet in einer beschaulichen Szenerie statt. Sie lässt mit einem guten Freund bei einem Glas Wein und einer Zigarette, den Laptop auf den Knien, den Tag auf einer Bank hinter dem Landhaus ausklingen. In dieser friedlichen Atmosphäre erscheint eine Nachricht auf ihrem offiziellen facebook-Account. Die Mitteilung besteht nur aus einer Frage mit Bezug auf die Affäre ihres verstorbenen Manns, sie wird ihr Leben verändern, aber das ahnt sie zu dem Zeitpunkt noch nicht.

Die Nachricht bereitet Ruth zunächst wenige Gedanken, denn die Affäre ist ihr bekannt. Der Account des Absenders wurde gelöscht, für Ruth ist das Vorgehen von Internettrollen nicht neu. Sie weiß, dass sie nach außen hin selbständig und belastbar wirkt. Ihr ist bewusst, dass es Personen gibt, die ihr das neiden und durch solche Mitteilungen Risse in ihr Ansehen reißen wollen. Doch dann kommen weitere beleidigende Nachrichten, die auch ein paar Freunde von ihr erhalten. Ihr ist es nicht mehr möglich, die Gedanken daran wegzuschieben, denn durch den Einbezug weiterer Empfänger wird ihr Problem öffentlich.

Die Autorin entwickelt charakterlich eine Protagonistin, deren Stärke unwillentlich unterlaufen wird. Sie schildert detailliert die gedankliche Auseinandersetzung von Ruth, die ich sehr gut nachvollziehen konnte. Ruth versucht zu ergründen, warum die Nachricht es letztlich schafft, sie auf eine ihr unbekannte Art zu erreichen und von ihr auf diese Weise Verhaltensänderungen verlangt. Dabei spielt vor allem ein Aspekt in ihren Überlegungen eine Rolle, über den sie sich schon lange ärgert und der mit ihrem Status als alleinstehende Frau zusammenhängt.

Die Geschichte ist fesselnd, denn Ruth versucht den Schreiber der Nachrichten zu finden. Bald hat sie einen Verdacht und als Leserin wurde ich in einen Sog gezogen, denn ich wollte unbedingt wissen, ob er sich bestätigt. Doris Knecht beschreibt ein realistisch mögliches Vorgehen im Umgang mit dem Erhalt von anonymen Mitteilungen, die voller Hass sind, und zeigt wie diese unser Leben verändern können, wenn unser Vertrauen Brüche bekommt.

In ihrem Roman „Die Nachricht“ schafft Doris Knecht ein mitreißendes Szenario um ihre Hauptfigur Ruth, die von beleidigenden Nachrichten in den Sozialen Medien einer ihr unbekannten Person angegriffen und in ihren Gefühlen zunehmend verletzt wird. Gerne empfehle ich dieses berührende und bewegende Buch, das zum Nachdenken anregt, weiter.


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