Montag, 4. April 2022

Rezension: Für diesen Sommer von Gisa Klönne

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Für diesen Sommer
Autorin: Gisa Klönne
Erscheinungsdatum: 08.03.2022
Verlag: Kindler (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband
ISBN: 9783463000282
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Der Roman „Für diesen Sommer“ von Gisa Klönne ist eine Geschichte über die Beziehung einer Tochter, die inzwischen über 50 Jahre alt ist, zu ihrem immer gebrechlicher werdenden Vater. Als allwissende Erzählerin schildert die Autorin nicht nur Begebenheiten im Verhältnis der beiden aus der Gegenwart, sondern schaut auch in deren Vergangenheit.

Die Protagonistin Franziska Roth hat sich in ihrer Jugend häufig gegen die Ansichten der Eltern, vor allem gegen die ihres Vaters Heinrich, aufgelehnt. Heinrich war als Vermessungsingenieur am Bau wichtiger Straßen beteiligt, seine Tochter hat sich dagegen den Natur- und Klimaschützern angeschlossen und gegen den Bau demonstriert. Sie fühlte sich unverstanden, hielt aber an ihren Meinungen fest und hat ihr Glück über Jahre hinweg in der Ferne gesucht. Zuletzt war sie gemeinsam mit ihrem Lebenspartner an einem Hofprojekt beteiligt, aber die Liebe ging in die Brüche. Ihre ältere Schwester Monika ist im Vollzeitjob und hat Ehemann und zwei Kinder. Nach dem Tod der Mutter hat sie sich zusätzlich noch um den Vater gekümmert. Als Monika dringend eine Auszeit benötigt, bittet sie kehrt Franziska darum, sich um Heinrich zu kümmern.

Gisa Klönne schaut weit in die Vergangenheit ihrer beiden Protagonisten, um deren Handlungsweisen zu erklären. Heinrich, geboren 1933, ist von seiner Mutter allein erzogen worden. Er denkt, dass er eine Belastung für sie war. Im Zweiten Weltkrieg kam er mit der Kinderlandverschickung nach Polen und erinnert sich mit Schrecken daran. Franziskas Mutter war gebürtig aus Ostpreußen und lebenslang begleitete sie eine gewisse Schwermut über den Verlust der Eltern. Franziska spürt, dass es da immer noch etwas anderes gegeben haben muss, dass sich nicht benennen lässt.

Tatsächlich gibt es ein gut verborgenes Geheimnis, das einen beständigen Schatten über die Familie geworfen hat. Im Rückblick erkennt Franziska, dass sie schon als Kind den Trübsinn gespürt und er sie fürs Leben geprägt hat. Ihr kam es nicht darauf an, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen und durch beste Leistungen zu glänzen. Stattdessen wollte sie das Gute auf der Welt suchen und durch ihre Mittätigkeit die Welt lebenswert erhalten.

Heinrich ist stolz darauf, dass er aus kleinen Verhältnissen heraus eine Familie gründen und durch seine Berufswahl ein angenehmes Leben führen konnte. Die zunehmenden Einschränkungen des Alters ärgern ihn. Er war immer korrekt und strebte danach, Regeln einzuhalten. Sich von seiner älteren Tochter bevormunden zu lassen, gefällt ihm gar nicht.

Für Franziska und Heinrich ist es nicht einfach, den Alltag gemeinsam zu bestreiten. Viele Auseinandersetzungen und Unverständnis füreinander gehörten bisher zu ihrem Beisammensein dazu. Auch die Rolle von Monika als Tochter und Schwester wird mehrschichtig von der Autorin betrachtet. Durch den Erzählstil mit zahlreichen Rückblenden kommt es zu gewissen Längen. Obwohl ihre Geschichte fiktiv ist, baut sie auf den eigenen Erfahrungen von Gisa Klönne auf und wirkt dadurch authentisch.

Der Roman Für diesen Sommer“ von Gisa Klönne ist eine feinsinnige und berührende Erzählung einer Vater-Tochter-Beziehung. Beide konnten nicht alle ihre Lebensträume verwirklichen. Durch die Erinnerungen der beiden werden dem Lesenden die unterschiedlichen Ansichten verständlich. Gleichzeitig bietet die Geschichte einige realistische Vorschläge, wie man sich einander annähern kann. Gerne empfehle ich das Buch weiter.


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