Dienstag, 17. Juni 2025

Rezension: Der alte Apfelgarten von Sharon Gosling

 


Rezension von Ingrid Eßer

Titel: Der alte Apfelgarten
Autorin: Sharon Gosling
Übersetzerin: Sibylle Schmidt
Erscheinungsdatum: 17.06.2025
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch mit gestalteten Klappen
ISBN: 978383216720

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Im Roman „Der alte Apfelgarten“ der Britin Sharon Gosling spielt ein verborgener Obsthain eine große Rolle. Er gehört zu einem Gutshof, den Nina Crombie, Mitte 20, geschieden und Mutter eines sechsjährigen Sohns, nach dem unerwarteten Tod ihres Vaters nun allein bewirtschaften muss. Zur Beerdigung reist auch ihre zehn Jahre ältere Schwester Bette an, eine erfolgreiche Londoner Anwältin. Die beiden haben sich nie besonders nahegestanden, doch ihr Vater hat ihnen den Hof gemeinsam hinterlassen. Während Nina sich um den Alltag auf der Farm kümmert, entdeckt Bette beim Sichten der Unterlagen, dass der Hof hoch verschuldet ist. Durch Zufall stoßen sie auf den versteckten Apfelgarten. Beim Obst handelt es sich möglicherweise um eine legendäre Sorte, die sich zur Herstellung von Cidre eignet. Ob das die Rettung für die Farm sein kann?

Die Geschichte bietet von Beginn an ein hohes Potenzial an Konflikten zwischen den Schwestern. Beide haben ihr Elternhaus früh verlassen. Nina kann nicht recht verstehen, warum Bette in all den Jahren kaum je zurückgekehrt ist. Sie selbst hat sich jung verliebt und ist nach schmerzhaften Erfahrungen mit ihrem wenige Monate alten Kind nach Hause zurückgekehrt. Der väterliche Bauernhof ist nicht nur seit fünf Jahren ihr Arbeitsplatz, sondern auch ihr Zufluchtsort. Als Leserin hoffte ich darauf, dass die Geschwister mit der Zeit mehr Verständnis füreinander entwickeln werden, zumal auch über Bettes Aufbruch zum Studium ein ungelüftetes Geheimnis umgibt.

Rund um den verborgenen Apfelhain bindet Sharon Gosling eine faszinierende Geschichte ein, rund um ein altes Kloster aus dem 16. Jahrhundert und eine Adelsfamilie, in die die junge Ophelia Mitte des 19. Jahrhunderts einheiraten musste. Die Autorin vermittelt dabei auf anschauliche Weise Wissen über Apfelanbau und die Herstellung von Cidre. Geschickt gibt sie zwei jungen Männern Rollen, in denen sie den Schwestern beistehen und für romantische Momente, aber auch für zusätzliche Kontroversen sorgen. Die Figuren sind durchweg vielschichtig ausgearbeitet und entwickeln sich glaubwürdig an ihren Herausforderungen weiter.

„Der alte Apfelgarten“ von Sharon Gosling ist eine berührende Geschichte voller unerwarteter Wendungen, verborgener Geheimnissen, zarter Romantik und bewegenden Dramen. Die Handlung wird begleitet von der Suche nach Neuanfängen, sowohl im Beruflichen als auch in zwischenmenschlichen Beziehungen. Ein Roman, den ich uneingeschränkt weiterempfehle.

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