Dienstag, 9. Februar 2021

Rezension: Die verstummte Liebe von Melanie Metzenthin


 

Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Die verstummte Liebe"
Autorin: Melanie Metzenthin
Erscheinungsdatum: 12.01.2021
Verlag: Tinte & Feder #amazonpublishing
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch
ISBN: 9782496703924

weitere Titel der Autorin auf Buchsichten:

Rezension zu "Im Lautlosen": KLICK!
Rezension zu "Die Stimmlosen": KLICK!
Rezension zu "Mehr als die Erinnerung": KLICK!

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In den Fokus ihres historischen Romans „Die verstummte Liebe“ stellt Melanie Metzenthin die Engländerin Helen Mandeville, die den Lesern ihres Buchs „Im Lautlosen“ als Mutter der Figur Fritz Ellerweg schon bekannt ist. In der zuletzt genannten Geschichte kommt Helen nur eine Nebenrolle zu und dem Leser wird dabei nur wenig bekannt, denn sie hat ihre in Hamburg wohnende kleine Familie Richtung England verlassen, als Fritz zwölf Jahre alt war, worauf der Titel Bezug nimmt.

Im November 1945 steht Helen mit ihren inzwischen erwachsenen Kindern Thomas und Ellinor am Grab ihres Ehemann James, einem angesehenen englischen Anwalt. Nach dem Leichenschmaus, den Helen frühzeitig verlässt, spricht sie in einem vertrauten Gespräch mit ihrer Tochter abwertend über James. Ellinor möchte wissen, warum er ihren offensichtlichen Zorn und Unwillen auf sich zog. Bei der Beantwortung der Frage gehen Helens Gedanken zurück zum Jahr 1896 zu einem Tag, an dem sie als Siebzehnjährige den fünf Jahre älteren James kennen lernte, in der weiteren Entwicklung die Frau des Hamburger Arztes Ellerweg wurde und mit ihm den Sohn Fritz bekam. Für Ellinor ändert sich durch die Erzählung gänzlich ihre Meinung über ihre Eltern.

Der Roman „Die verstummte Liebe“ ist unabhängig von der Kenntnis des Buchs „Im Lautlosen“ lesbar. Aber es ist abzusehen, dass man nach dem Lesen mehr über Fritz und sein Leben in Deutschland erfahren möchte. Melanie Metzenthin greift mit ihrer Geschichte über Helen die Konventionen der damaligen Zeit auf, deren Beachtung von den Mitgliedern der gehobenen englischen Gesellschaft zur Wende ins 20. Jahrhundert und später erwartet wurde. Helens Vater stellt an die Protagonistin aufgrund schicksalhafter Entwicklungen die Forderung, einen Mann fürs Leben zu ehelichen, der die Familiengeschäfte weiterführt. Er setzt nicht auf Liebe, sondern auf Helens Verstand und daher erhält sie die besten Hauslehrer zur Förderung ihres Intellekts. Aber erste Verbindungen zu Frauenrechtlerinnen wecken in ihr den Widerstand gegen die väterliche Ordnung. Nicht nur Helen ist eine Figur im Roman, deren Handlungen nicht absehbar sind und die ihre Meinung im Laufe der Zeit ändert.

Die Autorin hat den Roman gekonnt in den entsprechenden historischen Kontext gesetzt. Dank bester Recherche mit fundierten Hintergründen wirkt die Geschichte realistisch und denkbar. Melanie Metzenthin bringt in der Schilderung und Behandlung bestimmter psychischer Krankheiten ihr Wissen ein als Psychiaterin und Psychotherapeutin. Behutsam, aber fundiert widmet sie sich dem Thema Schuldgefühle.

„Die verstummte Liebe“ ist ein bewegender, abwechslungsreich erzählter und unterhaltsamer Roman über eine Engländerin, die zu Beginn des Ersten Weltkriegs ungewollt zwischen die Fronten ihres Geburtslands und ihrer neuen Heimat Deutschland steht, mit weitreichenden Konsequenzen für ihre Zukunft. Gerne empfehle ich das Buch uneingeschränkt weiter.


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