Dienstag, 1. Juni 2021

Rezension: Der Wind singt unser Lied von Meike Werkmeister

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Der Wind singt unser Lied
Autorin: Meike Werkmeister
Erscheinungsdatum: 19.04.2021
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch mit Klappen
ISBN: 9783442491964
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Antonia, genannt Toni und von ihrem Vater liebevoll Tönchen gerufen, ist die Protagonistin im Roman „Der Wind singt unser Lied“ von Meike Werkmeister. Aus der Großstadt ist Toni mit ihrer Familie als Kind nach St. Peter-Ording gezogen, wo die Eltern begonnen haben, einen Ferienhof zu bewirtschaften. Sie hat sich hier nie wohlgefühlt, weil das Wasser kalt ist und der Wind ständig kühl weht. Nach einer unglücklichen Liebe kurz vor dem Abitur ist sie mit ihrer Gitarre im Gepäck und ihren Melodien im Kopf in die Welt gezogen.

Die 32-jährige Toni befindet sich auf Costa Rica, wo sie als Surflehrerin beschäftigt ist und sie es genießt, dass das Wasser und der Sand am Strand warm sind, als sie einen Anruf von ihrem Vater erhält, der sie um Hilfe bittet, ohne jedoch den Grund dafür genauer zu benennen. Toni weiß das Telefonat nicht richtig zu beurteilen und beschließt recht spontan, ihren Job zu kündigen und in die Heimat zu fliegen. Dort stellt sie fest, dass ihre Mutter zu einer Freundin gezogen ist, nicht mehr im Familienunternehmen arbeitet und einiges drunter und drüber geht.

Das Cover verleiht dem Buch einen mediterranen Touch, die Goldfolierung spiegelt sich im Sonnenschein, so dass ich ein gutes Gefühl habe, es in der Hand zu halten und in die Geschichte einzutauchen. Der verstörende Anruf von Tonis Vater warf gleich zu Beginn sehr viele Fragen auf. Meike Werkmeister versteht es im Folgenden immer mehr Ungereimtheiten zwischen den Familienmitgliedern zum Vorschein zu bringen, immer mehr Unausgesprochenes steht im Raum. Auf diese Weise erzeugt die Autorin eine langanhaltende hintergründige Spannung in Bezug auf die Aufdeckung all der kleinen Geheimnisse. Dennoch wird es nie langweilig, denn es geschieht immer etwas Unvorhergesehenes. Neben der ungewöhnlichen Liebesgeschichte zweier lange verheirateten Personen entwickelt sich auch eine zarte Bande zwischen zwei Figuren, die nach Ansicht von Außenstehenden nicht sein darf.

Die Figuren handeln realistisch und nachvollziehbar. Toni erzählt aus der Ich-Perspektive und so konnte ich als Leserin an ihren zwiespältigen Gefühlen teilhaben. Ganz deutlich spürte ich die innere Verletzung durch eine große Liebe in ihrer Jugend, die ihr weiteres Verhalten im Umgang zu einem Partner geprägt hat. Zu der Lebensplanung ihrer Eltern hat sie eine eigene Meinung. Nach außen hin erscheint sie selbstbewusst und selbständig, doch sie weiß, dass sie den Werten, die ihr auf dem Weg ins Erwachsenwerden vermittelt wurden, nicht gerecht wird. Sie ist bereit, ihre eigenen Ziele zu überdenken und bleibt dadurch wandlungsfähig. Andere Personen in ihrem Umfeld öffnen sich für Gespräche im Laufe der Zeit, so dass die Geschichte abwechslungsreich bleibt.

Der Roman „Der Wind singt unser Lied“ von Meike Werkmeister nimmt die LeserInnen mit an die Nordsee. In einem leicht lesbaren Schreibstil versteht die Autorin es, den Leser über kleine Familiengeheimnisse hinweg mit einer wechselvollen, berührenden Geschichte zu unterhalten, die an manchen Stellen ein Wohlbefinden erzeugt, an anderen aber auch ein Störgefühl. Auf jeden Fall wird nach einigen Höhen und Tiefen am Ende alles gut. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung.
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