Sonntag, 27. Juni 2021

Rezension: Bergland von Jarka Kubsova

 


Rezension von Ingrid Eßer

*werbung*
Titel: Bergland
Autorin: Jarka Kubsova
Erscheinungsdatum: 24.05.2021
Verlag: Wunderraum (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover
ISBN: 9783442316182
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Der Roman „Bergland“ von Jarka Kubsova spielt in Tiefenthal, einem kleinen Ort in Südtirol. Auf dem höchsten der umliegenden Berge stehen vor dem Zweiten Weltkrieg auf steilem Grund das Bauernhaus und die Scheune von Josef Breitenberger und seiner Familie. Das Anwesen wird von allen der „Innerleithof“ genannt und gibt seinen Bewohnern nach altem Brauch einen entsprechenden Beinamen. Die Innerleit Rosa ist die älteste Tochter und übernimmt die Arbeiten an der Seite ihres Vaters als ihre beiden Brüder zum Kriegsdienst eingezogen werden.

Ihr Sohn Josef, genannt Sepp, wird eines Tages den Hof übernehmen. Er ist das verbindende Familienmitglied zwischen den alten Zeiten und der Gegenwart, in der sich nicht nur das Bewirtschaften des Hofs, sondern auch die Sorgen der Betreiber verändert haben. Aus der ursprünglich allein auf den Lebensunterhalt der Familie abzielenden Landwirtschaft und Viehhaltung ist eine Ferienunterkunft mit Streichelzoo und wenigem Milchvieh geworden. Hannes ist deren Inhaber sowie der Enkel von Rosa. Doch seine Frau Franziska ist es, die die Autorin neben Sepp und Rosa in den Fokus nimmt.

Der Schreibstil von Jarka Kubsova passt sehr gut zum Umfeld, das sie beschreibt, denn er ist klar und schnörkellos. Jederzeit erfasst sie die Unwägbarkeiten der Natur und die Herausforderungen vor denen die Menschen, die dort leben, dadurch gestellt werden. Sie zeigt auf, dass es durchaus andere Möglichkeiten für die Tiefenthaler über alle Jahre hinweg gegebenen hat, die Gegend zu verlassen und das Auskommen an anderer Stelle zu suchen.

Rosa ist eine bodenständige Person. Nicht nur die Tatsache, dass sie eine Frau ist, sondern auch, dass sie zwei ältere Brüder hat, schließen sie zunächst von der Übernahme des Hofs aus. Erst durch die Gegebenheiten und ihr entschlossenes Engagement wird ihr zugetraut, den Hof zu führen und dennoch wird sie weiterhin mit Skepsis betrachtet. Sie hält viel von Altbewährtem und es ist nur eine Frage der Zeit, dass sie sich mit dem Interesse ihres heranwachsenden Sohns an modernen Errungenschaften zur Erleichterung der Arbeit auseinandersetzen muss. Da ich in einer ländlichen Gegend aufgewachsen bin, habe ich den Wandel aus nächster Nähe selbst miterlebt. Die Schilderungen der Autorin habe ich als überaus realistisch empfunden. Mit wenigen Beschreibungen schafft Jarka Kubsova es, auch die finanziellen Aspekte darzustellen, die die Bauern und Landwirte bei ihren jeweiligen Entscheidungen berücksichtigen.

Jarka Kubsova zeigt anhand ihrer Figur Franziska auf, mit welchen Problemen die Betreiber von Ferienbauernhöfen heute zu kämpfen haben. Sie stellt überspitzt, aber wirklichkeitsnah dar, welche Erwartungen Touristen im Urlaub haben und welche Forderungen sie an ihre Gastgeber stellen. Sicher erkennt der ein oder andere sich hierin wieder.

Im Roman „Bergland“ schildert Jarka Kubsova das beschwerliche Leben auf einem Bauernhof in den hohen Bergen Südtirols über drei Generationen hinweg. Sie benennt die unterschiedlichen Sorgen der Bewohner, mit einer Akzentuierung auf dem Ansehen der dortigen Arbeit der Frauen. Lebensnah und einfühlsam beschreit die Autorin das seit Jahren nötige ständige Abwägen zwischen Tradition und Moderne auf steilen Hängen durch bäuerliche Arbeit, um ein einträgliches Einkommen zu erwirtschaften. Sehr gerne empfehle ich die Geschichte weiter, weil sie für mich ein Lesehighlight ist.


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