Dienstag, 15. Juni 2021

Rezension: Der kleine Teeladen in Tokio von Julie Caplin

 

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Der kleine Teeladen in Tokio
Autorin: Julie Caplin
Übersetzerin: Christiane Steen
Taschenbuch: 400 Seiten
Erschienen am 15. Juni 2021
Verlag: Rowohlt Taschenbuch

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Der Fotografin Fiona bietet sich eine große Chance, als sie über ein Förderprogramm der Universität Tokio einen zweiwöchigen vollbezahlten Aufenthalt in Japan gewinnt. Der weltberühmte Fotograf Yutaka Araki soll ihr Mentor sein. Am Flughafen in Tokio wird sie stattdessen jedoch von Landsmann Gabe Burnett abgeholt, der Araki aufgrund eines Trauerfalls in dessen Familie vertreten soll. Gabe scheint Fiona nicht wiederzuerkennen, doch sie erinnert sich noch gut an den peinlichen Zwischenfall vor zehn Jahren, der ihrem Leben eine entscheidende Wendung gegeben hat. Er scheint zudem keine große Lust auf den Mentoren-Job zu haben. Zum Glück wird Fiona bei der Familie von Professor Kobashi untergebracht, der das Förderprogramm leitet. Dessen Frau Haruka, Teemeisterin und Besitzerin eines Teeladens, kümmert sich gemeinsam mit ihrer Tochter Setsuko und ihrer Enkelin Mayo voller Herzlichkeit um Fiona.

Der Roman beginnt mit der Ankunft Fionas in Tokio und der ernüchternden Erkenntnis, dass nicht Yutaka Araki ihr Mentor sein wird, sondern Gabe Burnett für ihn einspringen wird. Auch dieser hat schon viele Fotografenpreise gewonnen und wäre sicherlich ein guter Mentor, doch Fiona erinnert sich schmerzlich an einen Vorfall vor zehn Jahren, als sie seine Studentin war. Was genau passiert ist erfährt, man erst einmal nicht. In Kapiteln aus Gabes Perspektive erfährt man, dass er die Mentorenschaft nur übernommen hat, weil er Professor Kobashi, den Leiter des Förderprogramms, nicht enttäuschen möchte.

Fiona soll in den zwei Wochen in Japan Fotografien machen, die anschließen in der Japanausstellung in Kensington in London ausgestellt werden. Gabe rät ihr, Tokio erst einmal auf sich wirken zu lassen, bevor sie die ersten Aufnahmen macht. Sie besuchen verschiedene Orte, wobei er sie mehr abliefert als diese gemeinsam mit ihr zu erkunden. Ihre Sorge, bei dieser Art der Betreuung nicht genügend Material für eine Ausstellung zu produzieren, konnte ich gut nachvollziehen.

Ein Lichtblick sind die Momente mit Haruka Kobashi, Fionas Gastgeberin, und ihrer Familie. Fiona erhält für ihren Aufenthalt ein kleines Zimmer direkt über Harukas Teeladen. Die Arbeit als Teemeisterin fasziniert Fiona, und Haruka gibt gerne Einblicke und hat ein offenes Ohr für sie. Die drei Frauen der Familie Kobashi nehmen Fiona unter ihre Fittiche und sorgen dafür, dass sie sich bei ihrem Aufenthalt wohl fühlen kann.

Fionas Ausflüge zu den touristischen Highlights, ihre Stunden mit der Familie Kobashi und ihre Restaurantbesuchte fand ich interessant und sie machten mir Lust auf eine Japanreise. Die Überlegungen, wie man an schon oft fotografierten Orten Motive findet, die anders und besonders sind, fand ich spannend. Schließlich traut sich Fiona, Gabe gegenüber ihre Enttäuschung bezüglich der schlechten Betreuung auszusprechen. Ich war neugierig, wie sich ihre Beziehung während des zweiwöchentlichen Aufenthalts entwickeln wird. Etwas irritiert hat mich die von der Übersetzerin gewählte Form „Vorname + Sie“, welche die beiden ziemlich lange verwenden. Ich bin selbst nur ein Jahr älter als die Protagonistin und würde so nicht mit einem Mann reden, der nur ein paar Jahre älter ist.

Mir hat es viel Spaß gemacht, Fiona während ihrer Zeit in Japan zu begleiten. Natürlich spielt nicht nur die Fotografie eine große Rolle, sondern es sind immer mehr Gefühle im Spiel. Da die Erzählperspektive gelegentlich wechselt, erhielt ich einen guten Einblick in die Innenleben der Beteiligten und fieberte mit. Die Entwicklungen waren nicht überraschend, aber ich fand sie wirklich schön und hatte auf den letzten Seiten sogar Tränchen in den Augen. Wer Lust auf einen Liebesroman hat und sich dabei nach Japan träumen möchte, dem kann ich dieses Buch absolut ans Herz legen!

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