Mittwoch, 10. November 2021

Rezension: Ein neuer Horizont von Maiken Nielsen

 

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Ein neuer Horizont
Autorin: Maiken Nielsen
Hardcover: 496 Seiten
Erschienen am 19. Oktober 2021
Verlag: Wunderlich

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Am 25. Juni 1950 bricht mit dem Überfall der Nordkoreaner auf den Süden ein Krieg aus. 48 Stunden später sitzt Nellie mit einigen anderen Journalisten in einem Flugzeug auf dem Weg in die Krisenregion. Sie schreibt für die „Chicago Post“ und war gerade in Tokio eingesetzt. Von ihren männlichen Kollegen wird sie mit Argwohn beäugt, doch sie ist entschlossen, das Geschehen aus nächster Nähe zu beobachten und darüber zu berichten. Während um sie herum Soldaten sterben, muss sie darum kämpfen, als Kriegsreporterin ernst genommen zu werden.

Hoffnung gibt ihr der Pressefotograf Jake, in den sie seit ihrer ersten Begegnung in Chicago vor einigen Jahren verliebt ist. Er wird jedoch kurz darauf nach Berlin berufen, wo er nicht nur einen Auftrag wahrnimmt, sondern auch mit der Vergangenheit aufräumen will. Im Osten der geteilten Stadt wohnt auch Nellies Mutter, die um ihre eine Tochter bangt, die noch am Leben ist.

Zu Beginn des Buches lernte ich Nellie als Kind kennen, während sie sich auf einem Boot im Nordpazifik befindet und in einen Sturm gerät. Sie und ihre Zwillingsschwester Laura finden sie Situation eher aufregend als gefährlich. Die beiden schwören sich, dass wenn einer von ihnen je etwas zustößt die andere für zwei leben wird.

Achtzehn Jahre später ist Nellie bereit, als Reporterin im Korea-Krieg ganz vorn mit dabei zu sein. Laura ist seit sieben Jahren tot und ihre Mutter, die in Berlin lebt, hat sie schon lange nicht mehr gesehen. Die abfälligen Kommentare ihrer männlichen Kollegen im Hinblick auf ihre Anwesenheit steckt sie souverän weg, doch dabei bleibt es nicht. Immer wieder wird sie schikaniert und muss aufmerksam bleiben, um nicht zurückgelassen zu werden und die Gelegenheit zu erhalten, ihre Texte an ihre Auftraggeber zu übermitteln.

Die Beschreibungen des Kriegsgeschehens ist eine grausame und bedrückende Lektüre, bei der nichts beschönigt wird. Immer wieder findet sich Nellie mitten im Kampfgeschehen wieder. Um sie herum sterben Soldaten und Zivilisten und auch sie selbst entgeht mehrfach nur knapp dem eigenen Tod. Ich erhielt einen Eindruck davon, wie es den Männern und Frauen vor Ort ging, die nicht wissen, ob sie den nächsten Tag noch erleben werden.

Im Kontrast dazu stehen die Szenen außerhalb Koreas. Im geteilten Berlin lernte ich Nellies Mutter Hanna kennen und begleitete Jake bei seiner Suche nach der Person, die einst seine Familie verraten hat. Auch Nellie ist nicht durchweg in Korea und muss sich um einige Angelegenheiten kümmern. Verschiedene Handlungsstränge sorgten für Abwechslung und weckten meine Neugier.

Im Mittelpunkt der Handlung stehen aber Nellies Einsätze als Reporterin in Korea, die mir eindrücklich zeigten, was es hieß, zu jener Zeit so eine Aufgabe anzunehmen. Die Geschichte ist fiktiv, im Nachwort verweist die Autorin jedoch auf einige historische Kriegsreporterinnen, deren Erinnerungen in den Roman eingeflossen sind. Für mich war es eine bewegende, oftmals schwere und immer interessante Lektüre, die ich klar weiterempfehle!

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